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Geist trifft Geld — Verlage in Deutschland

Ca. 22.000 Verlage und Institutionen sind in Deutschland verlegerisch aktiv. Sie publizieren Zeitschriften, Bücher, Hörbücher, Kataloge, CD-ROMs. Sie veröffentlichen gedruckte Werke oder im Internet. Mehr als 2.000 deutschsprachige Verlage publizieren Werke aus dem Bereich der "Literatur" im weiteren Sinn. Was ist die Aufgabe von Verlagen? Was leisten sie?

Der klassische Verlag verschafft geistigen Schöpfungen einen Markt. Er macht die Werke seiner Autoren durch Herstellung, Vervielfältigung und Vermarktung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Der Verlag ist Kulturvermittler und Wirtschaftsunternehmen zugleich.

"Verlage setzen sich für Inhalte ein, von deren künstlerischer Bedeutung oder Relevanz für ein Sach- oder Fachgebiet oder von deren Nutzwert für den Leser sie überzeugt sind — und zwar in einem Maß, dass sie sich davon einen wirtschaftlichen Erfolg versprechen." {Zitiert nach: www.was-verlage-leisten.de}

Bei den Buchverlagen unterscheidet man Publikumsverlage, Zielgruppenverlage und Special-Interest-Verlage. Zu den Publikumsverlagen zählen Belletristik- und Sachbuchverlage. Deren Programme umfassen die gesamte "schöngeistige" Literatur wie Romane, Krimis, Kurzgeschichten, Lyrik, Drama und das erzählende Sachbuch. Zielgruppenverlage veröffentlichen Buchreihen für bestimmte Lesergruppen, die ein spezielles gemeinsames Interesse verbindet. Das können Hobbies sein wie "Angeln" oder "Pilze suchen", aber auch politische oder kulturelle Einstellungen wie "Marxismus" oder "Esoterik". Special-Interest-Verlage richten ihr Programm an einer einzigen Lesergruppe aus. Sie verlegen zum Beispiel ausschließlich medizinische Fachbücher oder philosophische Werke.

Autor sucht Verlag

Für nahezu jedes Manuskript und jedes Thema scheint es einen deutschsprachigen Verlag zu geben. Trotzdem ist es sehr schwer, wenn Sie als Autor Ihr Manuskript an den Verlag bringen wollen. Für Autoren auf Verlagssuche lautet das erste Gebot: Recherchieren Sie gründlich. Nehmen Sie sich Zeit und schauen Sie sich die Programme und Buchreihen der einzelnen Verlage genau an. Es ist sinnlos, einem Verlag ein Manuskript anzubieten, das nicht ins Verlagsprogramm passt. Auf den Webseiten der Verlage, in den Prospekten und Verlagsbroschüren und in Buchhandlungen finden Sie alle Informationen, die Sie brauchen.
Hervorragende Hilfestellung leistet das "Handbuch für Autorinnen und Autoren" aus dem Uschtrin Verlag (www.uschtrin.de). Der angehende Schriftsteller, der sein Manuskript veröffentlicht sehen will, tut zudem gut daran, sich als Autor auch einmal in die Rolle eines Verlegers zu begeben. Es ist gut zu wissen, wie Verlage arbeiten — auch um die Chancen einer Veröffentlichung realistischer einschätzen zu können. Und um Fehler, die Ihre Chancen als Autor erheblich mindern können, bei der Verlagssuche zu vermeiden.

Je mehr Sie über die Branche wissen, desto weniger werden Sie auf unseriöse Praktiken, die es leider auch im Verlags- und Literaturagentenwesen gibt, hereinfallen.

Verlegen kommt von vorlegen

Der Verlag investiert in das Werk des Autors mit dem Ziel, dieses gewinnbringend zu veröffentlichen. Er trägt dabei das gesamte wirtschaftliche Risiko. Daher wird ein seriöser Verlag nur solche Manuskripte annehmen und als Buch veröffentlichen, bewerben und vertreiben, von denen er überzeugt ist, dass sie sich mit Gewinn verkaufen lassen. Die Ausgaben für Autorenhonorar, Lektorat, Druck und Herstellung, Werbung, Marketing und Vertrieb müssen durch die Buchverkäufe hereinkommen. Darüber hinaus will und soll der Verlag als Wirtschaftsunternehmen Gewinne machen.

Ein hartes Geschäft. Der Aufwand ist häufig gewaltig, die Gewinnspanne meist moderat. Renommierte Publikumsverlage feierten bereits fünf Prozent Umsatzrendite, während Zuschussverleger mit Renditen zwischen 25 und 30 Prozent rechneten, schreibt Carsten Holm in einem Spiegelartikel, in dem er sich kritisch mit den Praktiken von Zuschussverlagen auseinandersetzt. (1)

Verlegen kommt von vorlegen: Im Gegensatz zum sogenannten Druckkostenzuschussverlag übernimmt der klassische Verlag die gesamten Kosten für Buchherstellung und Marketing. Er legt das dafür notwendige Geld vor. Somit hat er ein existentielles Interesse daran, Bücher im Programm zu führen, die sich verkaufen. Deshalb versucht der Verlag, seine neuen Autoren bekannt zu machen und sorgt mit gezielten Marketing-Maßnahmen dafür, dass sie im Literaturbetrieb Fuß fassen. Die Bekanntheit der Autoren steigert die Verkaufszahlen — und nur durch verkaufte Bücher kann der Verlag überhaupt an den Werken seiner Autoren verdienen.

Für Sie als Autor bedeutet das: Im klassischen Verlag zahlen Sie nichts für die Veröffentlichung Ihres Werkes. Sie werden dafür bezahlt — wenn auch meist nicht sehr üppig. Autor und Verlag schließen einen Vertrag über die Nutzungsrechte am Werk und die Hühe des Autorenhonorars und/oder der Tantiemen.

Lesen Sie weiter: Autorenhonorare — was verdient ein Autor?

(1) Der Artikel "Mit Herzblut in den Ruin" ist nachzulesen unter SPIEGEL Online

 

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